Türkei Teil 3

Weiter gen Nordosten der Türkei in das Kaçkar-Gebirgee

Zwei Tage fahren wir viel, gucken uns die wechselnde Landschaft der Zentral- und Osttürkei hauptsächlich aus dem Fenster an und übernachten in den Bergen, an Flüssen und an einem Stausee. An einem Stellplatz haben wir große Freude daran, den hunderten von kleinen „Eichhörnchen-Hamstern“ zuzugucken, die um unser Auto herumwuseln und hin und wieder Männchen machen.

In Erzurum, einer eher traditionellen Großstadt in den Ausläufen des Kaçkar-Gebirges, bekommen wir das Mittagsgebet am Freitag, dem bedeutsamsten Wochentag im Islam, mit. Es ist ein beeindruckendes Bild, wenn ein Großteil der (männlichen) Bevölkerung – Geschäftsmänner in Anzügen, Teeverkäufer in Alltagskleidung und Bauarbeiter in Arbeitskleidung, alt und jung – zum zentralen Platz um die alte, schöne Moschee zieht, um dort auf kleinen Gebetsteppichen gemeinsam zu beten. Die Moschee selbst ist zu klein, um alle Gläubigen aufzunehmen. Die eindringliche Stimme des Imam klingt laut aus den Lautsprechern. Das Gebet strukturiert den Alltag vieler Gläubige in dieser Stadt und der ganzen Türkei mit. Fünf mal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet: im Morgengrauen, mittags, nachmittags, nach dem Sonnenuntergang und vor Mitternacht. Natürlich kommen die Gläubigen dazu nicht immer in die Moschee, gebetet wird Zuhause, in der Natur, am Arbeitsplatz, am Straßenrand… dort, wo sich zu diesem Zeitpunkt gerade aufgehalten wird. Immer mit der Ausrichtung nach Mekka. Muslime müssen einen guten Orientierungssinn haben! Auch wenn der Islam durch die Rufe des Muezzin und die Moscheen selbst in kleinen Bergdörfern unüberhör und -sehbar ist, ist natürlich nicht jeder Türke gläubig und betet. Wir erfahren große Unterschiede in der Bevölkerung, was das Leben von Religion und Tradition betrifft.

Kaçkar-Gebirge: unser größtes Abenteuer bisher

JeJe weiter wir ins Kaçkar-Gebirge kommen, desto holpriger und schmaler werden die Straßen. Kilometerweit geht es einspurig bergauf in der Hoffnung, dass uns hinter der nächsten Kurve kein Auto entgegenkommt. Sobald es Gegenverkehr gibt, muss ein Auto zurücksetzen oder sich an den Berg oder Abgrund drängen, damit das andere Auto passieren kann. In dem Bergdorf Barhal suchen wir einen ersten Kontakt von Ercan. Wir können ihn nicht anrufen, da wir in den Bergen keinen Handyempfang haben. Kein Problem, ein junger Mann, den wir nach dem Namen des Kontaktes fragen, steigt prompt zu uns ins Auto und führt uns hin. Leider können wir nicht vor der Pension des Kontaktes stehen und übernachten, da dort gerade kräftig renoviert und gebaut wird. Aber der sehr nette Inhaber eskortiert uns zu einem tollen Stellplatz oberhalb des Dorfes, im Schatten von Bäumen direkt an einem Fluss gelegen. Am nächsten Morgen „duschen“ wir in dem eiskalten Flusswasser, bevor wir die schmale, sich schlängelnde Straße höher in das Kaçkar-Gebirge fahren. Nächster Stopp ist Yaylalar, das vorletzte Dorf, bevor die Straße endet. Dort wurde uns der Kontakt von Naim gegeben, der die Camyuva Pension führt. Als wir ankommen, ist Naim bereits von Ercan informiert. Wir bekommen Chai zu trinken und parken Wuddi auf dem Platz vor der Pension, deren Bad, Terrasse und Aufenthaltsraum wir nutzen dürfen. Eigentlich ist im Juli Hochsaison und die Pension voll mit Wanderern, dieses Jahr ist wegen Corona auch hier nichts los. Yaylalar ist der Ausgangspunkt für unsere geplante mehrtägige Tour in die Berge. Wir wollen mit den Mountainbikes und dem Hänger zum Basiscamp Dilberdüzü fahren und von dort zu Fuß den Kaçkar-Gipfel (3972 m) besteigen. Allerdings ist für die nächsten zwei Tage Regen vorhergesagt und Naim rät uns aus Sicherheitsgründen stabileres Wetter abzuwarten. Kein Problem, hier lässt es sich gut aushalten: der kleine Lebensmittelladen direkt nebenan, die Terrasse mit Blick auf die Berge und sogar (schwaches) WLAN! An Tag drei geht es los: wir sitzen mit bepackten Rucksäcken auf unseren Mountainbikes, hinten dran an Hendriks Rad rollt der Hänger mit unserem Campingkram und hinterherläuft Karakas, der Hund von der Pension. Die Leute auf den Feldern winken uns zu, ein Dorfbewohner, der auf einem Pferd Gepäck in das Basiscamp transportiert, schüttelt ungläubig mit dem Kopf, als wir mit den Rädern vorbeifahren. Tatsächlich hört das Fahren nach wenigen Kilometern auf und aus dem geplanten Bikepacking wird ein Schiebepacking. Und was für eins! Der steile Pfad führt durch Geröllfelder, immer wieder sind dicke und kleine Felsen im Weg. Die Räder müssen ständig gehoben werden, größeres Problem ist der Hänger. So geländegängig er auch ist, er verkeilt sich alle paar Meter vor einem oder zwischen zwei Felsen und mit dem Gewicht von unseren Klamotten für drei Tage ist es unglaublich schwer, ihn über solche Hindernisse zu ziehen bzw. herüberzuhiefen. Eine Knochenarbeit für Hendrik. Irgendwann probieren wir alle unsere Möglichkeiten aus: weiter so, beide Räder am Wegesrand versteckt liegen lassen und den Hänger per Hand ziehen, nur mein Rad liegen lassen. Wir entscheiden uns dafür, nur mein Rad in dem hohen Gras liegen zu lassen, der Hänger ist ohne Hendriks Rad noch schwerer über die Felsen zu manövrieren. Hendrik zieht weiter, ich trage einen Sack mit Campingsachen und helfe dort mit, wo der Hänger hakt. Irgendwann ist das Camp in Sicht und das letzte Stück ist gut zu fahren. Hendrik wird von einer klatschenden Gruppe Türken in Empfang genommen. Das Kaçkar-Basiscamp haben wohl noch nicht viele Menschen mit einem Mountainbike erreicht. Und das in Begleitung eines Hundes. Kaum zu glauben, Karakas, der die Tage zuvor meist unscheinbar auf der Terrasse gelegen und geschlafen hatte, ist tatsächlich den ganzen Weg mit uns gekommen.

Wir haben gerade unser Zelt aufgebaut, da kommen schon zwei junge Türken aus Nachbarzelten mit Essen für uns vorbei. Mit den beiden und ihren zwei Freunden ergibt sich infolge ein sehr netter Kontakt. Am nächsten Tag ist die Wetterlage instabil und wir entscheiden uns erstmal eine Tageswanderung zu einem Bergsee zu machen. Hendrik und die Jungs springen spontan der Reihe nach in das blau-türkise Wasser, in dem noch ein paar Eisschollen schwimmen. Die Kälte schweißt zusammen.

Zurück am Camp erfahren wir, dass von der Wandergruppe, die heute früh auf den Gipfel hoch ist, ein Mitglied nahe des Gipfels gestürzt ist und verletzt auf einen Helikopter wartet. Die Stimmung im Camp ist angespannt. Glücklicherweise hören wir später den Helikopter am Himmel und sehen die Helfer, die den Verletzten noch kilometerweit den Berg heruntergetragen hatten, mit Stirnlampen zum Camp zurückkehren. Sie sehen sehr erschöpft aus und einer betont, dass die Gipfelbesteigung wirklich anstrengend und herausfordernd sei. Wir bekommen ein etwas mulmiges Gefühl und suchen das Gespräch mit den Jungs. Zwei von ihnen, Erol und Zamet, sind schon öfters auf dem Gipfel gewesen und wollen nachts um 2 Uhr los wandern. Sie bieten uns an, dass wir mit ihnen gehen. Ein schönes, außergewöhnliches Angebot, dass sie als erfahrenere Bergsteiger uns weniger erfahrenen, die sie erst seit einem Tag kennen, mitnehmen. Am Ende bedeutet so ein gemeinsames Abenteuer ja immer auch gemeinsame Verantwortung. Wir sagen sofort ja. Nach 3-4h Schlaf und einem schnellen Frühstück geht es im Dunkeln mit den Stirnlampen los. Und wer kommt da plötzlich angerannt und will mit: Karakas. Diese treue Seele von Hund weicht Hendrik und mir einfach nicht mehr von der Seite. Dabei hat er von uns noch nie etwas zu fressen bekommen hat, von anderen Campnachbarn hingegen schon. Mehrmals versuchen wir ihn zurückzuschicken und zu -stupsen. Die Gipfelbesteigung ist kein Hundespaziergang. Ohne Erfolg. Er wird uns bis zum Gipfel und wieder zurück begleiten. Erol und Zamet sind professionell mit Bergsteiger-Helmen und Eispickeln ausgestattet. Hendrik und ich haben unsere Mountainbike-Helme aufgesetzt, besser als nichts. Zwischendurch leuchtet Erol, der vorneweg geht, mit seiner hellen Stirnlampe wiederholt die Umgebung ab. Manchmal seien hier nachts Braunbären unterwegs. Glücklicherweise heute nicht! Als der Sonnenaufgang naht, zeichnen sich die zackigen Bergsilhouetten vor einem farbigen Himmel ab und uns umgibt eine geheimnisvolle, stille Atmosphäre. Besonders an dem See, der jetzt wie ein Spiegel zwischen den Bergen liegt.

Der Weg zum Gipfel ist nicht richtig gekennzeichnet, nur an manchen Stellen deuten aufgeschichtete Steine ihn an. Ohne Erol und Zamet hätten wir ihn nicht gefunden. Und ohne sie wären wir den Weg wohl auch nicht bis zum Gipfel gegangen. Zu krass sind die gefrorenen Schneefelder, die kurzen Kletterpartien und das letzte steile Stück. Oben angekommen ist der Ausblick grandios. Eine klare 360° Sicht auf andere hohe, teils schneebedeckte Berge, Seen und sogar das Meer können wir sehen. Die schönste Belohnung für die Anstrengungen. Glücklich machen wir Rast und tragen uns im Gipfelbuch ein.

Dann geht es schon wieder runter. Auch wenn wir unser Ziel erreicht haben, steht uns der schwierigere Teil, der Abstieg, ja noch bevor. Das Gemeine an einer Gipfelbesteigung… Nach dem anspruchsvolleren Abstiegspart beim Gipfel gehen Erol und Zamet geplant eine herausfordernde Abkürzung. Wir gehen den gleichen Weg zurück, begleitet durch Karakas, der uns manchmal den Weg zu zeigen scheint. Glücklicherweise sind die Schneefelder jetzt nicht mehr gefroren und dadurch viel besser passierbar. Dafür will der Rückweg gefühlt einfach nicht enden. Immer geht es noch durch ein Geröllfeld mehr, immer noch eine Ecke weiter… Die Sonne knallt, die Knie machen sich bemerkbar, der Magen ebenso. Nach insgesamt 12 Stunden kommen wir zurück im Camp an, Erol und Zamet warten auf uns und klatschen uns in die Hände. Wir essen unsere letzte größere Essensration auf und fallen am frühen Nachmittag fertig auf unsere Matten. Gegen Abend stehen wir nochmal auf. Nur haben wir jetzt nichts mehr richtig essen – wir hatten mit einem Tag weniger und ehrlich gesagt auch weniger Anstrengung kalkuliert… Anfängerfehler. Zum Glück sind wir selbst hier oben mit einem Kontakt von Ercan gewappnet: Ayhan hat im Camp ein großes Zelt aufgebaut, kocht für Wandergruppen und hilft allen, denen zu helfen ist. Er und Orhan, sein „Kletter- und Alpinisten-Trainee“ laden uns direkt zum Essen ein. Es ist eine herzliche Atmosphäre in dem großen Zelt.

In der Nacht gewittert und regnet es heftig. Ich habe kurz Sorge, dass der Gebirgsbach direkt neben unserem Zelt über seine Ufer treten könnte. Glücklicherweise scheint am nächsten Morgen wieder die Sonne und wir verabschieden Erol, Zamet und die Jungs. Bei Ayhan und Orhan im großen Zelt gibt’s leckeres Frühstück und interessante Gespräche. Bevor wir los fahren machen wir noch ein Gruppenfoto und geben den beiden Geld für die spontane, leckere Verpflegung.

Runter geht es erstaunlich gut fahrend – bis der Hänger einen Platten hat. Leider haben wir keinen Ersatzschlauch für den Hänger dabei, aber Flickzeug. Blöderweise sind es gleich zwei Löcher und der Klebstoff für den Flicken ist leer. Scheiße! Wir denken kurz daran, den Reifen mit dem hohen Gras zu füllen, da kommt Hendrik die Idee, den großen Ersatzschlauch für die Mountainbikereifen in das kleine Hängerrad zu friemeln. Es klappt! So können wir, den wieder rollenden Hänger im Schlepptau, den schönen Weg ohne Unterbrechung herunterfahren. Karakas immer nebenbei oder hinter uns. Im ersten Ort halten wir im einzigen Café und essen leckeres lokales Essen. Wie eine Belohnung nach dieser außergewöhnlichen Tour. Als wir gerade wieder bei der Pension und Wuddi angekommen sind, fängt es in Strömen an zu regnen und zu gewittern. Gutes Timing!

Wir bleiben noch ein paar Tage im Ort und unternehmen kürzere Mountainbike-Touren, unter anderem zu anderen kleinen Bergdörfern. In dem einen sitzen ca. zehn ältere Frauen mit bunten Kopftüchern und weiten Röcken unter einem großen, Schatten spendenden Baum, stricken und quatschen. Es sieht total nett und gesellig aus. Sie weisen uns den weiteren Weg, möchten aber nicht fotografiert werden. Nach dem nächsten Dorf hört die Straße auf und es geht ein Trampelpfad weiter, dieser wird irgendwann schwieriger befahrbar, mehrere Bäche kreuzen. Einige Kilometer weiter stehen noch ein paar Häuser am Berghang, die meisten scheinen nicht mehr bewohnt. Aber ein älterer Mann mit seinem kleinen Hund lebt dort und grüßt uns. Der Hund springt aufgeregt um uns herum, wahrscheinlich kommt nicht oft jemand den weiten, beschwerlichen Weg her. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Dorf am Ende der Welt.

Karakas ist über die ganze Zeit im Dorf und oben in den Bergen wie ein stiller Beschützer. Seit unserer gemeinsamen Gipfeltour schläft er nachts häufiger bei Wuddi und nicht auf den Terrassentreppen der Pension, er freut sich, wenn wir aufstehen, begleitet uns auf unsere Ausflüge und genießt es, wenn wir ihn den Nacken kraulen. Ein Hund, der nicht bellt und nicht bettelt. Wir werden zu einem großen Karakas-Fan!

Wir verabschieden uns von Naim, der für unseren Aufenthalt kein Geld haben möchte. Wir lassen ihm trotzdem so viel dort, wie wir auf einem Campingplatz bezahlt hätten. Als Corona-Support sagen wir, so fällt es ihm leichter, es anzunehmen.

In die Grenzregion zu Georgien

Auf dem weiteren Weg passieren wir wieder die Stadt Yusufeli im Tal und fahren dann in Richtung Nordosten. Die Strecke kurz vor Yusufeli bis Artvin ist eine einzige Baustelle, hier wird ein riesiger Staudamm gebaut. Kaum zu glauben, aber die Stadt Yusufeli wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben. Das Wasser im Tal wird immer weiter gestaut werden, so wie es in der Osttürkei schon vielerorts passiert ist. Auch vor geschichtsträchtigen Orten und wunderschöner Natur machen die Mega-Bauprojekte der Regierung keinen Halt. Wir gucken uns eine Folge des Weltspiegels hierzu an, die uns nachdenklich stimmt.

Nächster Stopp auf unserer Empfehlungsroute ist Borçka Karagöl, ein See, der auch bei den Türken ein beliebtes Ausflugsziel ist. Auf dem Weg bieten Leute am Straßenrand gekochte Maiskolben und Honig an, am See sammeln sich die Picknicker in extra hierfür errichteten Hütten. Weiter geht es über einen hohen wolkenverhangenen Pass in das Maçahel-Tal nahe der georgischen Grenze. Wir fahren 40 Minuten durch dichten Nebel ohne, dass uns andere Autos begegnen. Nur eine Sitzblockade von Ziegen tut sich plötzlich in den Nebelschwaden auf und zwingt uns zur Vollbremsung. Als sich der Nebel weiter bergab lichtet, fahren wir in ein saftig grünes Tal. Intakter Wald an den Berghängen, blühende Wiesen und Felder im Tal. Schon wieder eine ganz andere Landschaft!

Im nächsten und einzigen Dorf im Tal angekommen, fragen wir nach einem Restaurant und/oder einem Platz, wo wir parken und stehen können. Alle wollen uns helfen – auf türkisch. Per Telefon wird eine Übersetzerin hinzu gerufen, die uns auf Deutsch die Pension Iremit nennt, die geöffnet hat. Der Weg dorthin schlängelt sich den Berg hoch, oben werden wir herzlich von der Familie begrüßt und in das gemütliche Holzhaus gebeten. Wir sitzen auf einer Terrasse und haben einen wunderbaren Ausblick auf das grüne Tal. In den Berghängen stehen vereinzelt Holzhäuser, die meisten sind auf Stelzen gebaut und umgeben von Gemüsegärten und Feldern. Wir gehen davon aus, dass die Bevölkerung sich hier größtenteils selbst versorgt. Das Tal ist so fruchtbar, es wächst so viel Gemüse, Obst und Mais. Die kulinarischen Highlights, die daraus gekocht und gebacken werden, bekommen wir schon kurze Zeit später serviert. Hungrig wie wir sind, essen wir alle vier Teller mit verschiedenen Leckereien auf. Da kommt die Tochter der Familie noch mit dem Hauptgang um die Ecke… und danach dem Dessert. Am nächsten Morgen gibt es selbst gebackene Brötchen, acht verschiedene Sorten Käse, vier verschiedene Sorten Marmelade und Honig, Omelette, Oliven… wir werden so richtig verwöhnt und genießen das zwei Tage. Die Pension ist sehr stilvoll und traditionell-gemütlich eingerichtet und die Familie sehr sympathisch.

Tagsüber fahren wir mit den Mountainbikes auf abenteuerlichen Umwegen zu Wasserfällen. Am Ende haben wir innerhalb von ein paar Stunden 1100 Höhenmeter gemacht und springen schweißnass in den kalten Bergfluss unter dem hohen Wasserfall.

Besuch bei Zeks Familie

Uns steht ein Besuch bei einer türkischen Familie bevor, auf den wir uns schon länger freuen. Mein Bruder hat in Deutschland einen türkischen Freund Zek, den er über einen Verein kennengelernt hat. Er kommt aus dem Nordosten der Türkei, seine Familie lebt noch dort. Wir selbst kennen Zek noch gar nicht, aber durch meinen Bruder kommen wir während unserer Reise über WhatsApp in Kontakt. Zek schreibt uns tolle Empfehlungen wir Stopps in der Region und bietet uns an, dass wir seine Eltern besuchen. Die meiste Zeit leben sie in einer Küstenstadt am Schwarzen Meer, aber in diesen Wochen sind sie in einem kleinen Bergdorf und sammeln Tee. Die nordöstliche Küstenregion der Türkei ist großes Teeanbaugebiet. Von hier aus wird die gesamte Türkei mit dem Nationalgetränk versorgt. Die Teefelder sind terrassenförmig angelegt und ziehen sich die westlichen Ausläufer des Kaçkar-Gebirges hoch. Gerade ist Erntezeit und überall in den Feldern sieht man aus der Ferne weiße und bunte Punkte: Säcke und Decken, auf denen der Tee gesammelt wird und Menschen, die ihn schneiden. Als wir in dem Dorf ankommen, werden wir herzlich von Zeks Eltern begrüßt und umarmt. Wir dürfen uns im Tee schneiden probieren – vieeel zu langsam ;). Eine Arbeit, die, wenn sie gründlich UND schnell erfolgen soll, viel Übung braucht.

Zeks Eltern führen uns durch die Umgebung und wir sind beeindruckt, was hier alles wächst. Tomaten, Gurken, Zucchini, Bohnen, Birnen, Äpfel, Kirschen, Mais, Kiwis, Haselnüsse, Pflaumen…. wie ein natürlicher Markt direkt vorm Haus. Im Laufe des Nachmittages und abends kommen Tanten und Cousins hinzu und abends wird lecker und groß im Hof aufgetischt. Leider kann niemand Englisch, so dass wir auf das Übersetzungsprogramm auf dem Handy angewiesen sind, mal sprechend, mal schreibend. Das verlangsamt die Verständigung und führt zu ein paar Missverständnissen, funktioniert im Großen und Ganzen aber gut und hilft uns sehr ins Gespräch zu kommen. Letztendlich funktioniert eine Kommunikation von Herzen auch mit Hand und Füßen. Wir fühlen uns sehr willkommen! Wie die letzten Monate in Wuddi zu schlafen, daran ist gar nicht zu denken. Natürlich werden wir in Betten im Haus schlafen. Später am Abend nimmt uns ein Cousin von Zek noch mit zu einer schön gelegenen Gaststätte, wo es Bier zu trinken gibt (eher die Seltenheit in der Türkei) und wir uns zu dritt austauschen. Ein schöner Abend! Am nächsten Morgen regnet es, heute wird kein Tee geerntet werden. So startet der Tag ruhig mit einem leckeren Frühstück, zu dem auch noch eine Cousine von Zek dazu kommt. Eigentlich war für dieses Wochenende ihre Hochzeit geplant – aufgrund von Corona fällt sie vorerst aus. Gegen Mittag verabschieden wir uns winkend mit vollen Bäuchen, vollen Tüten mit Gemüse, Obst und selbst gemachten Leckereien und um eine herzliche Begegnung mit einer netten türkischen Familie reicher. Wir freuen uns schon darauf, Zek, seine Frau und seinen kleinen Sohn (ist in diesen Tagen geboren :)) in Deutschland kennenzulernen.

Weitere Eindrücke aus dieser Zeit gibt es hier im Fotoalbum.

2 Kommentare zu „Türkei Teil 3

  1. Hi,what a fabulous trip you are having and the descriptions of your journey are so very interesting.I cannot believe the videos of the mountain ride ,either your partner is mad or has no brain(which one is it)just joking!!!!!!!.What a truly wonderful time you are both having.I hope you both continue to enjoy life.Anna your parents must be so proud of you.
    Regards to you both Adrian

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  2. Greetings, dear Hendrik and Anna. I read your blog post by translating from German to Turkish. You wrote in a very nice language. It was very nice to meet you on this adventure. We would like to host you in our village as well. Take care of yourselves. With love. „Samet MAKAS“

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